Heimat und Kulturverein Kaub e.V.
Mundart Abend 2016
Mundartabend beim Heimat- und Kulturverein Kaub e.V.
Ungewöhnlich viele Plätze blieben am Mundartabend des Heimat- und Kulturverein Kaub e.V. im Kauber Bürgerhaus leer. Weniger als 40 Besucher kamen zu dieser Veranstaltung. Der Verein war bislang höhere Teilnehmerzahlen gewöhnt.
Die Akteure Traudl Betz, Walter Bubinger, Friedegund Gröhn, Steven Kilp, Hans Reichert, Marianne Rischen, Annedore Rössler und Markus Zell hatten Neues und schon einmal Vorgetragenes mitgebracht, denn schließlich gibt es den Mundartabend seit dem Winzerfest 1991. Damals wurden bereits über die Kauber Sprache Verse vorgetragen. Die Verssammlung heißt inzwischen Kauber Wörterbuch und umfasst derzeit 59 Verse.
Viel Applaus erhielt Walter Bubinger, Jahrgang 1927, für seine Anekdoten.
(siehe Bild) --
Bergrutschsender: Die Hochstraße ist bekanntlich keine breite Straße. Hier lebten u.a. die Frauen: Kilpe Nana, Vosse Kät, Hofmann’s Kätche, Bouffiers Lina, Kesslers Anna, Rörsche Sophie und Zitze Gret. Sie brauchten damals kein Radio, um die neuesten Nachrichten oder „Personalangriffe“ offen über den sprachtechnischen Bereich der Hochstraße auszutauschen. Die Kauber Jugend gab damals für diese Art der Kommunikation den Namen „Kauber Bergrutschsender“.
Heckenwirtschaft bei Bubinger in der Metzgergasse 2: Der Großvater von Walter Bubinger hatte nach seiner Geschäftsübergabe an seinen Sohn Ferdinand drei Schafherden mit Schäfer und in den Kauber Weinlagen – Silbernagel, Weiherchen und Schenkelbach – Weinberge angelegt. Der geerntete Wein wurde auch im eigenen Haus im ersten Stock in der Heckenwirtschaft ausgeschenkt. Dorthin führten 16 Stufen, die im kurzen Rund angelegt waren. Wenn jemand nach Hause ging und hatte entsprechende Weinladung eingenommen, rutschte der schon mal aus und polterte die Treppe runter. „Meine Großmutter hörte das und kam rufend ins Treppenhaus: „Is was bassiert?“ Von unten kam dann zurück: „Nee, es geht Fraa Buwinger, bis an’s Kanal kam ich grad noch!“
Friedhofswärter Hermann Tresch: Hermann Tresch war ca. 1,50 m groß und trug immer Gamaschen, weil seine Beine leicht verkrümmt waren. Er war kein Kostverächter. Einmal wurde er im Lokal „Zur Landebrücke“ gefragt, ob er „LAPSKAUS“ mag. Er zeigte sich interessiert., so dass vor ihm eine Küchenmaschine gefüllt wurde mit: Wurst, Tomaten, Hering, Pellkartoffeln, kleine abgebrochene Streichhölzer, Käse und Gurken, durchgedreht und mit einem Glas Bier versetzt. Nach dem Verzehr dieses Menüs wurde Hermann gefragt, ob es geschmeckt hätte. Er antwortete: „Es war ganz gut, nur bissje schwer zu kaue, darum bitte noch ein Bier.“ Bevor er zu seiner Wohnung in der „Philippinenburg“ aufbrach spielte er noch auf seiner Mundharmonika: „Ich hat‘ einen Kameraden:“
Das selbstfahrende Auto: Walter Bubingers Vater, Ferdinand Bubinger, war der 3. Bürger in Kaub, der 1921 ein Auto besaß und dies für den Kleinviehtransport sowie für Familienausflüge einsetzte. Ferner hatten noch die Vereinigung Kauber Weingutsbesitzer, der Uhrmachermeister und Taxibetreiber Erich Grewe sowie die Taxifirma Philipp Kirdorf & Franz Füller Fahrzeuge. Das Auto von Kirdorf & Füller hatte wahrscheinlich zu wenig PS und fuhr bei der Strecke nach Weisel immer rückwärts den Kauber Stich hinauf – die Steigung beträgt hier 18 Prozent.
125 Jahre Kriegerdenkmal Kaub
Samstags war bei Bubinger‘s Wagenwäsche am Friedhofsweg. Nach dem Waschen stellte Ferdinand Bubinger das Auto auf dem Friedhofsweg so ab, dass es ohne Motor in die Garage rollen konnte, was Sohn Walter gerne besorgte. Nach einiger Zeit war ihm das nicht mehr genug, und er steckte, nachdem der Vater weggegangen war, einen dicken Nagel in das sogenannte Zündschloss. Dann fuhr er vom Friedhof am Schifferkinderheim vorbei bis zur Bahnschranke und im Rückwärtsgang rückwärts wieder zurück zum Friedhof. Dabei wurde er von der Leiterin des Schifferkinderheimes, Schwester Käthchen, beobachtet, die besorgt bei Ferdinand Bubinger anrief: „Herr Bubinger, sie müsse sofort komme, Ihr Auto fährt hier in de Strooß hin und her und koi Mensch sitzt am Steuer.“ Bei der dritten Rückfahrt stand der Vater an der Garage und nahm seinen elfjährigen Sohn „schlagkräftig“ in Empfang. Noch schlimmer war eine weitere Strafe: der Sohn durfte drei Wochen lang nicht mehr mit dem Auto mitfahren.
Handkäs auf dem Ofen: Die Kauber Volksschule hatte in den Dreißigerjahren in den einzelnen Klassenräumen Ofenheizungen. Im Schulsaal 2 bei Lehrer Gerharz war ein gusseiserner Ofen von ca. 1,80 m Höhe. Auf dem Ofen stand ein mit Wasser gefüllter Topf. Doch einmal wurde das Wasser entfernt, und ein Handkäse in den Topf gelegt. Weil der Gestank fürchterlich war, musste Lehrer Gerharz für den Rest des Tages schulfrei geben. Wer für den Streich verantwortlich war, kam nicht heraus.
Fahrt durchs Binger Loch: Der Onkel von Walter Bubinger, Heinrich Kirdorf, war Schiffsführer und kurz verheiratet. Bei der Durchfahrt durch das frühere Binger Loch läutete vom Schleppdampfer dreimal die Glocke, das Zeichen für „In Gottes Namen“. Die Schiffer nahmen ihre Mützen ab, hielten ein wenig inne und/oder sprachen ein kurzes Gebet, um gut durch die Flußenge zu kommen. Heinrichs Ehefrau aber saß bei der Durchfahrt durchs Binger Loch an der Nähmaschine und nähte. Heinrich sah darin einen Verstoß gegen die Gepflogenheiten der Schiffer, ging schnell hinunter in die Wohnung, schnappte sich die Nähmaschine und warf sie einfach über Bord.
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125 Jahre Kriegerdenkmal 1870-71 in Kaub
In den letzten Jahren hatte sich der Heimat- und Kulturverein Kaub e.V. um den Erhalt des Kriegerdenkmals 1870-71 gekümmert und Reparaturarbeiten in Auftrag gegeben oder selbst Hand angelegt. Im August dieses Jahres ist das Kauber Kriegerdenkmal 125 Jahre alt geworden. Aus der Berichterstattung des Rheingauer Anzeigers für das Jahr 1891 entnehmen wir den hohen Stellenwert der damaligen Einweihungsfeierlichkeiten. Es wurde berichtet:
Caub, den 8 August. Morgen Samstag und übermorgen Sonntag findet in Caub die Enthüllung des Kriegerdenkmals statt, wozu bereits 600 Krieger ihr Erscheinen angemeldet haben.
Caub, den 10. August. Ein glänzendes Fest war es, welches eben in unseren Mauern gefeiert wurde. Schon lange vorher waren großartige Vorbereitungen zu der Enthüllung des Kriegerdenkmals getroffen worden und jedermann machte sich im Voraus auf eine schöne Feier gefasst. Eingeleitet wurde dieselbe am Samstagabend durch einen großen Fackelzug.
Am Sonntag in der Frühe ließ die Regimentskapelle 1 Stunde lang ihre feierlichen Weisen von den Höhen der Burg Gutenfels erschallen. Um die Mittagszeit setze sich vom Marktplatze aus der stattliche kolossale Festzug unter Begleitung mehrerer Musikkorps durch die Straßen der Stadt in Bewegung. Nach der Enthüllungsfeierlichkeit ging´s im geschlossenen Zuge nach dem Rheine gelegenen Festplatze, wo sich unter Musik und Tanz bald ein fröhliches Leben entwickelte. Erst gegen 8 Uhr abends erfolgte die Heimkehr. Nachher fanden noch in mehreren Lokalen Bälle statt, die gut besucht waren.
Das Bild aus dem HKV Archiv zeigt das Denkmal vor 1907